Goldjunge

Es war einmal ein Bauer, der war sehr arm.

Die Kakerlaken machten einen großen Bogen um seine armselige Hütte, da sie wußten, daß bei ihm eh nichts zu holen war. Und so ging der arme Landwirt jeden Morgen auf die Weide um zu frühstücken, wobei er den Grasmatsch kaute, der den Kühen aus den Mundwinkeln schwappte und den Morgentau von ihren Eutern lutschte, und er träumte von einer besseren Zukunft.

Eines Tages nun ergab es sich, daß der Bauer in seiner Jauchegrube eine alte, verbeulte Dose Gulaschsuppe fand. Da lachte er voller Vorfreude auf das köstliche Mahl und es sollte ihn nicht stören, daß die Suppe mehr Konservierungsstoffe enthielt als die Mumie von Tut-ench-­Amun und daß das Haltbarkeitsdatum mit »Der Führer rät: Verbrauch bis Ende 1942« angegeben war.

Als der Bauer die Dose geöffnet hatte, wobei der Konserve ein Geruch entwich, daß das Dach seiner Hütte dezente Beulen bekam, den Inhalt, der wie frische Gülle glänzte, über einem gemütlichen Feuerchen aufgewärmt und zum Verzehr vorbereitet hatte, da geschah das Wunder: Denn kaum hatte des Landwirtes Löffel die Oberfläche der Suppe berührt, da verwandelte er sich in pures Gold.

Der Landwirt, der den offensichtlichen Zusammenhang und den schon jetzt als absolut schwachsinnig zu bezeichnenden Aufhänger dieser Novelle, der selbst der völlig verdatterten Stammleserschaft schon klarabella ist, nicht bemerkt hatte, führte den glänzenden Löffel zum Munde, schlurfte kräftig das übelriechende Gebräu hinein, spülte einmal ordentlich durch und rotzte die eklige Miege dann im hohen Bogen durch den Raum, denn es schmeckte nun gar nicht nach guter deutscher Hausmannskost sondern eher nach afghanischem Terpentinersatz oder schwedischer Gleitcreme für homosexuelle Maultiere.

Nun erst fiel sein Blick auf das güldene Schöpfgerät und als er in den Spiegel strahlte, da sah er, daß er die Schnauze voller 18-karätiger Goldzähnchen hatte. Huii, da war die Freude aber groß

Nach und nach tunkte er nun diverse Kleinteile seines Hausrates in die Lauge und war entzückt, als er schon nach wenigen Minuten einen größeren Goldvorrat sein eigen nennen konnte als Fort Knox.

Endlich ging für ihn die Sonne aut er konnte sich morgens sein Frühstücksbier leisten und vor seiner Hütte stand fortan ein japanisches Auto mit Duisburger Nummernschild und dezenten Alterserscheinungen. Alles war fein, die Leute achteten ihn und faszinierte Studentinnen wimmelten wimmernd um seine Waden.

Als nun die Wochen ins Land gegangen waren, die ersten Kakerlaken in der Hütte des Bauern wieder ihre Stempelkarten drückten und er mittlerweile einen komfortablen Posten bei einem ominösen Telekommunikationsunternehmen bekleidete, da ereignete sich ein schwerwiegender Unfall:

Eines morgens wachte der (reiche) Landwirt mit zitternden Knochen auf und wußte sofort, daß seine Leber nach Brennstoff lechzte. Da sein Blick zu solch früher Stunde aber noch etwas getrübter Art war, grabbelten seine Griffel versehentlich nicht nach der bereitstehenden Hopfenherbe, sondern umfaßten das olle Einmachglas, in dem er den Zauberschleim aufbewahrte - und ehe er sich versah, rann ihm der Schlabber durch die Kehle! Als der Bauer seinen Irrtum bemerkte, da erschrak er gar fürchterlich und schauderte vor dem Gedanken, daß seine Organvielfalt jetzt vergoldet sei wie das Bidet des Scheichs von Kuwait - doch der Verfall schritt nur schleppend voran

Der Abend nahte und der Goldjunge hatte es sich mit Dosenbier und Kartoffelchips vor dem Fernseher gemütlich gemacht, als ein drohendes Grollen in seinem längsten Organ (also dem Darm. Nicht dem *****) ein fieses Ereignis anzukündigen schien - und wie er sich auch anspannen und winden wollte, er hatte einen Druck in sich wie der Hinterreifen eines Sattelschleppers. Ein unheimliches, sanftes Zischen durchfuhr den Raum und der Bauer, drucklos aber noch nicht furchtlos, stürzte auf seinen Abort, um flugs zu überprüfen, ob mit dem Leibeswind nicht auch noch Land mitgekommen war.

Umso erstaunter war er, als er seine Unterhose goldbedampft vorfand - denn das bot ihm eine völlig neue Perspektive:

Da sein Vorrat an Güldenschmiere nun verbraucht war, erkannte er die Möglichkeit, sich selbst als Goldesel zu benutzen und probierte dies sogleich aus, indem er sich auf seinen Thron zurückzog und mit zusammengekniffenen Augen drückte wie ein Weltmeister. Er spürte, wie seine Gedärme unter der Anspannung zuckten und wie sein Schließmuskel, den er geschmackvoll »mein kleiner Nußknacker« nannte, unter der Last der kleinen Schätze, die da kamen, vorwurfsvoll pulsierte.

Schweiß stand ihm auf der Stirn, ein dunkles »gngngn« entrann seiner Kehle und alsbald ward die Kloschüssel von einem hellen Scheppern erfüllt, denn der Landwirt hatte ein Nugget im Wurstformat produziert, das ob seines Eigengewichtes einen pfiffigen Sprung in die Keramikpfanne gesprengt hatte.

Schon bald hatte er nun den Dreh heraus, wie sich die Aufnahme diverser Speisen auf seinen edelmetallischen Finanzspiegel auswirkte:

So erbrachte der Genuß einer großen Dose Erdnüsse, geröstet und gesalzen aber unzerkaut, eine kleine Hand voller Goldknicker, während die exzessive Hopfenkaltschale-Hingabe, verbunden mit einer auf der Hutablage dauergewärmten Thunfischpizza einen unidentifizierbaren, nicht völlig geruchsneutralen Goldbrei ergab, der so widerlich aussah, daß sich sein Erzeuger spontan übergeben mußte; doch siehe, auch der Würfelhusten war von Wert, die Kotzbröckchen waren wie fein gearbeitete Broschen mit schönen Ornamenten.

Die sicherste Wertanlage schien aber der Genuß von Gegenständen, denen sein Körper keine Nährstoffe entziehen konnte und die genauso wieder ans Tageslicht traten wie er sie eingeschmissen hatte. So versuchte er sich an einer alten Billardkugel und wäre beinahe daran erstickt, und wie groß war seine Pein, als sie von innen gegen seinen Nußknacker drückte, gngngn, und erst herauskam, als er sich gründlich mit Olivenöl eingerieben hatte und wie ein Huhn gackerte.

Doch wie schon so oft hat auch diese Geschichte ein eher tragisches Ende:

Um seine schier unermeßliche Goldgier zu befriedigen, beschloß der Goldjunge eines Tages, einen dieser orange-weiß-gestreiften Pylone zu verdrücken, die immer die wertvollen Parkplätze auf dem Hofe seines Arbeitgebers blockierten. Mit viel Mühe - und nachdem er die quadratische Bodenplatte etwas rundgefeilt hatte - war es ihm gelungen, den unbequemen Kunststoffkegel in seine Speiseröhre zu bugsieren und er schluckte und würgte die ganze Nacht, bis das Ding die optimale Startposition in seinem Verdauungstrakt eingenommen hatte.

Zwei Tage lebte er in aufgeregter Erwartungshaltung bis ihn plötzlich ein stechender Schmerz im lnnenflansch des Schließmuskels vermuten ließ, daß er einen scharfkantigen Gußgrat wohl doch übersehen hatte. Schnell betäubte er seinen Auspuff mit einer Großflasche dieses komischen Eissprays, ich weiß gezz auch nich', wie das richtig heißt, und begann wie ein Berserker zu quetschen, aber das Ding kam nur ein kleines Stück heraus. Schließlich warf er dem kräftigsten Hengst in seinem Stalle ein Abschleppseil um den Hals, klinkte das andere Ende an der Spitze des Pylons ein und trat dem Gaul dann ordentlich in den Hintern, daß er ja ziehe. Der Klepper galoppierte in wilder Panik davon und riß dem Landwirt nicht nur den Verkehrskegel heraus, sondern auch den kompletten Dickdarm, den er fortan entweder wie einen ollen Schwanz hinter sich herzog oder galant in einem kleinen Weidenkörbchen spazierentrug.

Die Leute freuten sich noch immer, wenn sie ihn sahen.

Manchmal lugte das Ende seines Dickdarmes vorwitzig aus dem Körbchen und die Rosette, die noch immer an seinem Ende saß, schien den erstaunten Passanten kleine Küßchen zuzuwerfen - und hin und wieder entwich unter vornehmen Knurren ein Pup und die Luft bekam einen goldigen Glanz.